Die
schöne Claire und der Fuchs
Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebte eine
junge Prinzessin namens Claire in einem großen
Schloss inmitten eines tiefen Waldes.
Claire war so hübsch dass sie von allen bewundert
wurde und sie war so freundlich zu jedermann, dass
jeder sie liebte.
Eines schönen Tages im Mai beschloss sie in den
Wald zu gehen um Beeren zu pflücken.
Die Sonne schien ihr auf den Kopf und sie zog die
Kapuze bis tief über ihre Stirn hinunter.
So ging Claire immer tiefer in den Wald hinein, von
Lichtung zu Lichtung, jener Lichtungen die sie schon
seit Kindheitstagen kannte, und pflückte
Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und auch
Himbeeren, die sie ganz besonders gerne aß.
Sie beschloss noch eine letzte Lichtung aufzusuchen
und dann alsbald ins Schloss zurückzukehren, um
ihren Vater den König, mit den Beeren zum
Abendessen zu überraschen.
Während sie an alten Birkenbäumen vorbeiging und
kurz bevor sie einen ersten Fuß auf die letzte der
Lichtungen setzte, hörte sie hinter sich ein
Rascheln.
Sie drehte sich herum und dann nach wenigen
Augenblicken sprang hinter einem Gebüsch ein
kleiner Bär hervor.
„Sei gegrüßt
kleiner Bär!“
„Guten Abend mein
liebes Kind, bist du ganz alleine hier?“
„Ich sammle Beeren
für meinen lieben Vater und mich zum
Abendmahl!“
Claire zeigte dem Bären den reichlich gefüllten
Korb.
„Hmh, das sind
wirklich schöne Beeren, aber ich kenne einen Ort wo
es
die schönsten Beeren des ganzen Waldes gibt und er
ist nicht
einmal weit entfernt von hier, aber das interessiert
dich bestimmt
nicht...“
„Warte, wenn du mir
den Ort mit den Beeren zeigst, dann schenke ich
dir meine Kette!“,
sprach Claire und zog eine silberne Kette von
Hals.
„Nun gut mein liebes Kind, ich zeige dir den Ort,
aber deine Kette
kannst du behalten, ich mache mir nichts daraus.“
Claire zog die Kette wieder an und folgte dem
Bären.
Sie gingen schon eine Weile und Claire wurde
ungeduldig.
„Sag mein lieber Bär,
wann sind wir denn nun endlich da?!“
„Es ist nicht mehr weit, schau da vorne, siehst du
den Felsen?“,
sprach der Bär
und deutete mit seiner Tatze nach vorn.
„Dort wohne ich in einer Höhle
und dort gibt es die schönsten
Beeren weit und breit, geh nun schon mal vor, denn
ich bin ein alter
Bär
und muss mich ein wenig ausruhen.“
Claire tat was
der Bär
sagte und lief voraus bis zu einer kleinen Wiese vor
dem Felsen. Sie schaute sich um, doch zwischen den
Brennnesseln und wilden Dornbüschen
konnte sie keine Beeren finden.
„Sag lieber Bär,
wo sind denn nun die schönen
Beeren?“
Claire drehte
sich herum, doch der Bär
war weg.
„Lieber Bär,
lieber Bär!“,
rief sie noch, doch bekam keine Antwort.
„Oh je, jetzt bin ich so tief in den Wald gegangen
und weiß nicht
mehr wie...“,
sprach sie zu sich selbst und versuchte sich an den
Weg zu erinnern.
Nach einiger Zeit trat sie wieder in den Wald
hinein, doch die Sonne ging unter und bald schon fürchtete
Claire sich verlaufen zu haben.
Als die ersten Sterne am Himmel leuchteten,
sorgte sie sich sehr und begann zu weinen.
„Mein lieber Vater, bitte verzeih mir, du musst
dir schreckliche Sorgen
machen!“
Hinter Claire raschelte es plötzlich
erneut. Sie drehte sich herum:
„Lieber Bär,
lieber Bär, bist du es?“
Ein Fuchs trat hinter einem Baum hervor und
sprach:
„Ja, ich bin es und auch nicht...“
Claire verstand nicht, doch schien ihr die Stimme
des Fuchses bekannt:
„Wer bist du?“
„Ich bin der Fuchs der sich als Bär
verkleidete um dich tiefer in den
Wald zu locken!“
Claire weinte nun vollends und fragte:
„Aber wieso denn nur?“
„Du bist die Tochter des Königs
und er hat alle meine Kinder töten
lassen und wenn er dich zurückhaben
will muss er all sein Gold mir
geben!“
Der Fuchs trat nun an Claire heran. Die hielt die
Hände schützend vor sich und wich
zurück.
„Aber erst werde ich dir die Füße
abbeißen, damit du nicht mehr
Nachdem der Fuchs ihr die beiden Füße
abgebissen hatte ließ er Claire auf dem
Waldboden liegen.
Dort lag sie Stunde um Stunde im Licht des neuen
Tages und weinte bitterlich.
Nach einer Weile blickte sie auf und sah ein Männlein
vor sich stehen, nicht größer als ein Kind.
„So ein hübsches
Fräulein,
ganz alleine im tiefen Wald.“
Das Männlein sah an ihr hinab und
erschrak.
„Wo sind nur eure Füße
hin, sprecht wer hat euch das angetan?“
„Es war der Fuchs, er hat mich reingelegt!“,
sprach Claire und begann abermals zu weinen.
„Dieser Halunke, na warte dem werden wir es
heimzahlen.“
„Doch wie ich kann ja nicht einmal einen Schritt
ohne Füße
machen...“
„Hhmmm...“
Das Männlein schnipste zweimal mit den
Fingern und Claires Füße waren wieder da.
„Oh liebes Männlein,
ich danke dir, aber was machen wir nun, der
Fuchs wird besimmt bald zurück
sein!“
„Er soll nur kommen dieser Schuft, dem zeigen
wir's! Wartet einen
„Kleines Männlein,
verlass' du mich nicht auch!“
Doch ehe sie den Satz aussprechen konnte war das
Männlein zurück, verkleidet als
prächtiger Pfau.
„Nun wartet hier und haltet aus, ich bin bei euch,
dort hinten
gleich.“,
sprach das Männlein, bedeckte Claires
Füße mit einigen Blättern und
versteckte
sich hinter einem Baum.
Der Fuchs kam herangelaufen.
„So mein Kind, mit eurem Vater dem König
habe ich gesprochen und
er wird für
euch bezahlen...“
In diesem Augenblick trat das als Pfau
verkleidete
Männlein hervor und sprach:
„Du Fuchs, was machst du dort mit diesem Kinde?!“
Der Fuchs erschrak kurz und drehte sich herum:
„Was kümmert
dich es?!“
„Das Mädchen
hat mir erzählt
was du ihr angetan!“
Der Fuchs sprang auf das verkleidete
Männlein zu um es zu fressen. In jenem
Augenblick, als er seine Schnauze öffnete,
erkannte er, dass es kein Pfau sondern ein
verkleidetes Männlein war, welches nun seine
Hand mit einem Stein darin emporhob und ihn damit
erschlug.
„Habt vielen Dank, mein liebes Männlein!
Nehmt diesen Korb mit
Beeren darin zum
Zeichen!“
Das Männlein nahm den Korb mit den
Beeren darin und verschwand.
Claire lief so schnell sie konnte zurück
ins Schloss.
Ihr Vater freute sich so sehr als er sie
wieder in seine Arme schließen konnte, dass
er sich schwor sie nie wieder lozulassen.
Claire hat nie wieder Beeren im Wald gepflückt.
Und die Moral von der Geschicht', trau keinem als
Pfau verkleideten Männlein nicht!
UPDATE
PURPLE HEART #SHORT
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